Das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden hat während der Pandemie eine neue Wertschätzung erhalten. Viele Unternehmen und Mitarbeiter wollen das sogenannte Homeoffice nicht mehr missen - auch wenn die Pandemie überstanden ist. Das wird aber sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis in unserer Region wieder eine gewohnte Normalität Einzug gehalten hat.
Das sogenannte Homeoffice hat nun viele Vorteile und Annehmlichkeiten, birgt aber auch einige Risiken, Gefahren und oft unerkannte Folgen für das Arbeitsleben. Deshalb sollten umfangreiche Überlegungen auf Seiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber unternommen werden, um alle Belange ausreichend analysieren zu können. Das Arbeiten von zu Hause wird auch nach einem Ende der Pandemie weiter eine große Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen. Viele Unternehmen wollten ihre Homeoffice-Angebote sogar ausweiten, was auch vom vom etablierten Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bestätigt wird. Das ZEW hatte im Juni 2021 bundesweit 1000 Unternehmen zur Nutzung des Arbeitens von zu Hause aus befragt. Insbesondere im Bereich der Informationswirtschaft, zu der die Informations- und Kommunikationsbranche sowie ihre Dienstleister etwa in der Werbung und Marktforschung gehören, ist demnach das Homeoffice auf dem Vormarsch. Im Juni 2020 planten aufgrund der bis dahin gewonnenen Pandemie-Erfahrung bereits 64 Prozent der Unternehmen, Homeoffice auch in der Zeit nach der Pandemie einzusetzen bzw. umzusetzen. Ein Jahr später ist dieser Wert sogar auf 74 Prozent gestiegen. So wird etwa jedes zweite Unternehmen in der Informationswirtschaft laut ZEW davon aus, dass langfristig mehr als 20 Prozent der Beschäftigten mindestens einmal oder zweimal wöchentlich, also in der Form der alternierenden Telearbeit, im Homeoffice arbeiten werden.
Im verarbeitenden Gewerbe rechnen aktuell etwa 46 Prozent der Unternehmen in Deutschland damit, dass ein Teil der Belegschaft (dort wo ein Homeoffice auch realisierbar ist) nach dem Ende der Pandemie auch mindestens ein- bis zweimal wöchentlich im Homeoffice arbeiten wird. Im Juni 2020 lag dieser Wert noch bei 37 Prozent. Vor Beginn der Pandemie erlaubten lediglich 24 Prozent der Unternehmen in dieser Branche überhaupt regelmäßiges Homeoffice für gewisse Tätigkeitsfelder. Tatsächlich haben Unternehmen das "Homeoffice" auch als Option für die Zeit nach der Pandemie erkannt, dauerhaft Kosten für teuren Büroraum einzusparen. Für die Arbeitsplätze daheim wurden vor allem in digitale Endgeräte wie Smartphones, Notebooks oder Tablets investiert. Jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft und jedes vierte im verarbeitenden Gewerbe hat solche Ausrüstung bereitgestellt. Oft wird dabei vergessen, dass auch beim Homeoffice die gesetzlichen Regelungen wie die Arbeitsstättenverordnung und andere wesentlichen Regelungen Ihre uneingeschränkte Anwendung finden! Es bleibt abzuwarten, ob es für manche Arbeitgeber später ein überraschendes Erwachen geben wird und dann doch erhebliche Investitionen erforderlich werden. Gleiches gilt auch für den Datenschutz nach DS-GVO und dem GeschGehG. Hier sollten Überlegungen und notwendige Regelungen schnellstens nachgebessert werden, bevor ein Schaden unerträglich wird.
Kein Rechtsanspruch auf Homeoffice
Einen arbeitsrechtlichen Anspruch auf ein "Homeoffice"-Angebot haben deutsche Arbeitnehmer noch nicht, zumal dieses Recht für viele Tätigkeiten etwa in Dienstleistungsberufen faktisch nicht oder nur kaum einlösbar sind. Die meisten Unternehmen schließen, wenn keine tarifvertragliche Lösung möglich ist, Betriebsvereinbarungen zum "Mobilen Arbeiten", das zumeist auf ein oder zwei Wochentage begrenzt ist, im Einzel- und Verhandlungsfall aber auch zu 100 Prozent von zu Hause ausgeübt werden kann, was definitorisch der "Teleheimarbeit" entspricht.
Ob in der Zukunft weiterführende Regelungen oder sogar ein Recht auf Homeoffice eingeführt werden, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle ist ein struktureller und gesellschaftlicher Wendel angestoßen worden.